Das Interview erschien in Deutsches Handwerksblatt Nr. 11, 07.06.2019
Wer sucht heute noch in den Telefonbüchern nach Handwerkern? Längst ist die Handwerkersuche übers Internet üblich geworden. Doch wie kann man den guten Handwerker von einem schlechten Handwerker unterscheiden? Eigentlich ganz einfach, denn die Innungsverbände bürgen für Qualität innerhalb ihres Gewerks. Die Plattform „Lokaleshandwerk.de“ bietet seit einem Jahr für Innungen und Verbraucher einen Mehrwert, den es so bisher nicht gab. Die Webpräsenz wird getragen vom Handwerk, zurzeit sind acht Kreishandwerkerschaften in Nordrhein-Westfalen Gesellschafter der „Lokales Handwerk GmbH“. Wir sprachen mit Dr. Ing. Fabian Schnabel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Essen und für die Betreibergesellschaft zuständig.
Herr Dr. Schnabel, was ist eigentlich lokaleshandwerk.de?
Fabian Schnabel: Lokales Handwerk ist eine Plattform für Verbraucher zur Handwerkersuche im Internet, mit der sie vertrauenswürdige Betriebe in der Nachbarschaft finden. Deswegen heißt es auch lokales Handwerk. Darüber hinaus ist lokaleshandwerk.de eine B-to-B-Plattform für Handwerksbetriebe von der Kreishandwerkerschaft für Innungsbetriebe, und zwar ausschließlich für Innungsbetriebe. Die Innung bietet hier ihren Mitgliedern hier einen professionellen, suchmaschinenoptimierten Webauftritt. Über diese Vermittlungsplattform finden Kunden den Weg direkt zu einem Innungsfachbetrieb.
Wie kam es zu der Idee?
Fabian Schnabel: Entstanden ist die Idee als Start-up an der Universität Duisburg-Essen von mir und einem Kollegen. Mit dem Konzept haben wir dann die Handwerkskammer und die Kreishandwerkerschaft Essen angesprochen und den Plan gemeinsam mit den Innungen weiterentwickelt. Wir haben da mutige Visionäre gefunden bei den Ehrenämtlern wie den Obermeistern, dem Kreishandwerksmeister und dem Hauptamt. In mehreren Workshops haben wir zusammen die Funktionalitäten entwickelt und auch die Gesellschaftsform ge-wählt wie das Geschäftsmodell entwickelt.
Wo liegt der Unterschied zu anderen Suchmaschinen?
Fabian Schnabel: Die bisherigen Plattformen sind nicht in Händen des Handwerks. Bei den anderen Suchmaschinen kann ich mir als Kunde nie sicher sein, dass die dort gelisteten Betriebe die gleiche Qualität wie Fachbetriebe erbringen. Ein Profil bei uns bürgt für genau diese Qualität.
Was kostet das einen Betrieb?
Fabian Schnabel: Das Standardprofil, also eine Visitenkarte des Unternehmens mit Kontaktdaten, ist für Innungsbetriebe kostenlos. Die Daten werden von uns eingepflegt, da hat der Betrieb gar keine Arbeit mit. Das ist von der Gesellschaftereinlage der Kreishandwerkerschaft schon bezahlt. Des Weiteren können die Firmen für 25 Euro pro Monat ein Premiumprofil mit mehr Text und Bildern von den Geschäftsräumen, den Leistungen oder Referenzobjekten einstellen. Darüber hinaus können sich diese Betriebe unter speziellen Stichworten wie beispielsweise „Lehmputze“ suchen lassen. Der Handwerker kann auch seine eigene Domain über Weiterleitung mit diesem Profil verlinken. Das ist eine kostengünstige Möglichkeit, die eigene Webpräsenz aufzubauen, die wir mit einer Suchmaschinenoptimierung noch verbessern, damit man auf Google & Co. auch wirklich gefunden wird. Allen Betrieben werden wir auch weitere Foren zur Ver-fügung stellen, in denen sie etwa ähnlich wie bei Ebay-Kleinanzeigen Fahrzeuge, Be-triebsstätten, Materialien und vieles mehr vermieten oder verkaufen können.
Wie findet der Verbraucher das Angebot?
Fabian Schnabel: Wir sind davon überzeugt, dass die Verbraucher über Themen zu lokaleshandwerk.de geleitet werden. Das könnte zum Beispiel das Thema Hochzeit sein, wenn jemand einen Friseur, eine Schneiderin, einen Konditor, einen Party-Service oder einen Fotografen sucht. Ein anderes Thema könnte die energetische Gebäudesanierung sein. Auch Mobilität, die Hauptuntersuchung bei Fahrzeugen, Karosserieschäden oder Smart Repair sind ein Themenkreis. Die Verbraucherzentralen verlinken im Übrigen auf die Notdienste auf lokaleshandwerk.de Da kann der Kunde sicher sein, dass er einen Betrieb in seiner Nähe findet. Die Verbraucherzenralen haben ja viel mit Betrugsfällen und überteuerten Rechnungen zu tun, beispielsweise bei Schlüsseldiensten. Diese Betrüger stellen den Kunden hohe Anfahrtskosten in Rechnung, weil sie eben nicht mal um die Ecke angesiedelt sind. Bei uns können sie sicher sein, dass der Handwerker ausschließlich in der nächsten Umgebung zu finden ist.
Wie ist die Resonanz bei den Innungsbetrieben und Kreishandwerkerschaften?
Fabian Schnabel: Die Webpräsenz wird aktuell von acht Kreishandwerkerschaften in NRW getragen. Wir sind im April 2018 gestartet. Die Reaktionen sind durchweg positiv. Die Betriebe freuen sich, dass ihnen die Kreishandwerkerschaften einen solchen Mehrwert bieten. Auch bei den Kommunen stoßen wir auf ein positives Echo, denn lokaleshandwerk.de ist eben auch ein Teil Wirtschaftsförderung, wenn Aufträge und Steuereinnahmen in der Stadt bleiben. Wir haben innerhalb eines Jahres die Einträge auf derzeit 11.000 Einträge verzehnfacht. Alle vertraglich berechtigten Betriebe sind noch nicht eingetragen, da wir die Daten gemäß DSGVO nicht einfach kopieren dürfen, weil wir keine personenbezogenen Daten verarbeiten dürfen. Das wird noch einige Zeit dauern. Ziel ist es, alle Kreishandwerkerschaften bundesweit zu Mitgesellschaftern zu machen.
Nur Mitglieder einer Innung werden hier gelistet. Also, ganz schnell einen Mitgliedsantrag stellen.
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